Es hat keinen Namen, man sagt nur "das Stationäre".
Früher war es ein Aussätzigenheim. Jetzt ist es die stationäre Abteilung des AIDS-Zentrums Odessa. Denn Patienten mit Infektionskrankheiten müssen außerhalb der Stadtgrenze untergebracht werden.
Im AIDS-Zentrum in der Poliklinik hatten wir keine AIDS-Kranken zu sehen bekommen. Es gibt ein neues Gesetz, nach dem Patienten mit Infektionskrankheiten außerhalb der Stadtgrenze untergebracht werden müssen. Die stationäre Abteilung des AIDS-Zentrums liegt im Brachland am Stadtrand.
Es gibt keine Busverbindung hier heraus und es gibt kein Hinweisschild. Von hier ab muß man laufen, wenn man kein Auto hat. Es sind noch drei Kilometer Weg und wer den Weg nicht kennt, wird es schwer finden. Die Patienten bekommen wenig Besuch. Umgekehrt müssen auch die Schwerkranken diesen Weg zurücklegen, wenn sie für Untersuchungen in die Stadt müssen. Es gibt da draußen kein Labor und keinen Röntgenapparat – und einen einzigen praktisch ungefederten Lieferwagen. Und wenn der Lieferwagen kaputt ist, müssen die Patienten bis zur Landstraße laufen und dort auf den Bus warten.
Hier hinter dieser Mauer ist es versteckt. Es hat keinen Namen, man sagt nur "das Stationäre". Früher war es ein Aussätzigenheim. Im vergangenen Jahr hat man den Stacheldraht von den Mauern entfernt. Aber alle Fenster und Türen sind nach wie vor mit Moniereisen verschweißt.
Ausgelegt ist das Haus für 25 Patienten. Tatsächlich untergebracht sind im Moment 38. Es sterben zur Zeit drei in der Woche.
Es gibt hier zuviel Tod. Jeden Tag stirbt jemand
Patientinnen: "Es gibt hier zuviel Tod. Jeden Tag stirbt jemand.
Du unterhältst dich mit einem und plötzlich ist er weg."
"Wir tragen sie selbst hinaus, jeden Tag. Sonst macht es keiner. Meistens ist es morgens. Man wacht auf und sieht, der Mensch ist gestorben."
"Wenn er im Koma liegt, kann er drei oder vier Tage lang im Sterben liegen. Schreien. Wenn man im selben Zimmer liegt, sieht man doch, wie er stirbt."
Inge Banczyk: "Wer da stirbt, stirbt ohne Schmerztherapie. D.h. in der Ukraine gibt es auch für AIDS-Kranke im Endstadium kein Morphium. Alles was ich an Schmerzmitteln gesehen habe sind Aspirin und Paracetamol. Auch für AIDS-Kranke im Endtstadium gibt es kein Morphium. Und auch da kann es wieder nicht am Geld liegen, Opiate sind spottbillig. - Das ist unmenschlich."
"Wir tragen sie selbst hinaus, jeden Tag. Sonst macht es keiner. Meistens ist es morgens. Man wacht auf und sieht, der Mensch ist gestorben."
"Wenn er im Koma liegt, kann er drei oder vier Tage lang im Sterben liegen. Schreien. Wenn man im selben Zimmer liegt, sieht man doch, wie er stirbt."
Inge Banczyk: "Wer da stirbt, stirbt ohne Schmerztherapie. D.h. in der Ukraine gibt es auch für AIDS-Kranke im Endstadium kein Morphium. Alles was ich an Schmerzmitteln gesehen habe sind Aspirin und Paracetamol. Auch für AIDS-Kranke im Endtstadium gibt es kein Morphium. Und auch da kann es wieder nicht am Geld liegen, Opiate sind spottbillig. - Das ist unmenschlich."
"Das Stationäre" am Stadtrand von Odessa
Alle Fenster und Türen sind nach wie vor mit Moniereisen verschweißt